Historie: Die Entstehung des Ticketing-Standards in Europa

Bereits 1965 wurde mit dem Hamburger Verkehrsverbund (HVV) der erste Verkehrsverbund der Welt gegründet. Damit wurde in Hamburg die Grundlage geschaffen, mit einem Ticket alle öffentlichen Verkehrsmittel in einer Verbundregion zu nutzen. Dieses Novum zeichnet den Nahverkehr in Deutschland bis heute aus und vereinfacht die Mobilität in Stadt und Land. 

Bis zum Jahr 2002 gab es in Deutschland mehr als 140 Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde, die alle unterschiedliche Medien, Kartentypen, Konzepte und Systemkomponenten nutzten. Das machte Interoperabilität nahezu unmöglich und die Nutzung des ÖPV für Fahrgäste über Tarifgrenzen hinaus sehr kompliziert. Auch den Herstellern erschwerte diese Vielfalt die Serienproduktion von Systemkomponenten und Ticketautomaten. Daher beschloss 2002 der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), einen Standard für die Verkehrsunternehmen zu schaffen, der den Ticketkauf sowie die Ticketkontrolle deutschlandweit vereinheitlicht.

Die Entstehung der VDV-Kernapplikation 

Gesucht wurde eine Lösung, um die Interoperabilität in jedem einzelnen Verkehrsverbund, als auch zwischen unterschiedlichen Verkehrsverbünden bzw. zwischen Verkehrsmitteln unterschiedlicher Verkehrsunternehmen sicherzustellen. Ohne dafür einheitliche Tarife oder ein einheitliches Systems für alle vorzuschreiben. 
Fahrgäste sollten mit einer einzigen, für den ÖPV initialisierten Applikation auf einem mobilen Trägermedium (z.B. einer Chipkarte) deutschlandweit den ÖPV nutzen können. 

Daher auch der Name: VDV-Kernapplikation

2002 setzten 14 Verkehrsunternehmen und –verbünde ein eigenes Forschungsprojekt mit dem Namen „Interoperable VDV-Kernapplikation“ auf, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Projektpartner waren der Rhein-Main Verkehrsverbund, der Verkehrsverbund Oberelbe, das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI und der VDV-Förderkreis e. V. 

Ebenfalls beteiligt waren Partner aus der Industrie wie Cubic Deutschland, Infineon, Siemens, T-Systems und TEWET.  Im Forschungsprojekt wurden gleichzeitig die Grundlagen für eine Zertifizierung der in Kernapplikationssystemen eingesetzten Komponenten bereitgestellt. 


Die Entstehung des VDV eTicket Service (VDV-ETS) und das Produkt (((eTicket Deutschland

Zwei Jahre später, im Jahr 2004, wurde die „VDV-Kernapplikations GmbH & Co. KG” gegründet. Sie ist die Herausgeberin des EFM-Standards und gibt die organisatorischen und vertraglichen Bedingungen und Spezifikationen für (((eTicket Deutschland vor. Sie betreibt außerdem das Registrierungs- und Sicherheitsmanagement von (((eTicket Deutschland. Seit 2014 heißt die damalige „VDV-Kernapplikations GmbH & Co. KG” nun „VDV eTicket Service GmbH & Co. KG“, kurz: VDV ETS. 

Die VDV-Kernapplikation, kurz: VDV-KA, ist eine Spezifikation, die das Daten- und Sicherheitsmanagement sowie Schnittstellen im elektronischen Ticketing des öffentlichen Personenverkehrs (ÖPV) in Deutschland beschreibt. Sie dient den Verkehrsunternehmen und -verbünden als Bauanleitung für eTicket-Systeme. Sie ist der einzige anerkannte Standard für deutsche ÖPV-Tickets und somit das technologische Herzstück des Elektronischen Fahrgeldmanagement (EFM).
Verkehrsunternehmen, die diesen offenen Standard nutzen möchten, unterschreiben einen Teilnahmevertrag beim VDV eTicket Service und werden so zu Teilnehmern an (((eTicket Deutschland. Damit sind sie berechtigt, die Spezifikationen der VDV-KA kommerziell zu nutzen und auf die gemeinsamen Hintergrundsysteme zuzugreifen. Welchen Funktionsumfang der Spezifikation die Verkehrsunternehmen und -verbünde nutzen und welche Ausbaustufen sie ihren Fahrgästen anbieten, entscheiden sie selbst.